Geschichte der St. Georgius Schützenbruderschaft Renzelhook

(Bericht des Schriftführers Josef Dickmann)

 

Nach alter Überlieferung wurde, während der 30. jährige Krieg wütete, im Jahre 1628 der Schützenverein Crommert gegründet. Es war ein Zeit schwerster Not und Sorge. Die Schützen waren dann da, wenn fremde Plündertruppen in der Gemeinde umherzogen, um dem wilden Treiben Einhalt zu gebieten.

Nach Beendigung des Krieges im Jahre 1648 wurde es allmählich etwas besser und 1651 wurde beschlossen, alle 2 Jahre ein Schützenfest zu feiern. Gut 100 Jahre hat dieser Zustand gedauert. Von 1756 bis 1763 gab es kein Schützenfest. Damals führte der "Alte Fritz" seinen siebenjährigen Krieg um Schlesien von Österreich zu erobern. Frankreich war mit Österreich verbündet und somit hatte unsere Gegend sehr viel zu leiden. Alle Nahrungsmittel uns alles Vieh wurde fortgenommen. Die Bewohner dachten nicht mehr daran, sich eine kleine Lebensfreude zu gönnen. In einer Urkunde mit 17 Unterschriften heißt es u.a.: "Aus freiwilligen Stücken verzichten wir auf: 1.) alle Buchsenbiere, 2.) alle Maibiere, 3.) auf das Schützenfest, 4.) auf Fastlowenbier, 5.)auf alle Streu - Zechereien, wobei es jedoch gestattet ist, den Frauenzimmern nur Kaffee, aber kein Schnaps zu verabreichen. Das bestreuen des Brautweges, welches ihnen und nicht den Jünglingen obliegt, hat am hellen Tag zu geschehen.

Im Jahre 1811 ordnete Napoleon I., der damals der Landesherr unserer Gegend war, aus Anlaß der Geburt seines Sohnes an, daß überall große Freudenfeste veranstaltet werden sollten. So hat denn auch der Schützenverein Crommert mächtig gefeiert. Nach den Freiheitskriegen wurde wieder alle 2 - bis 3 Jahre Schützenfest gefeiert.

Doch in den späteren Jahren ging der Zusammenhalt allmählich verloren. Der Grund hierfür ist jedoch nicht bekannt. Es kam dann sogar soweit, daß die kostbare Königskette verkauft wurde. Mit dem Erlös dieser Kette hat man jedoch ein edles Werk geschaffen, denn es wurde davon die Pieta erbaut.

Die Pieta ist eine Nachbildung der berühmten Pieta von Achternbusch im Dome zu Münster. Der Bildhauer der hiesigen Pieta stammt aus Münster, wobei über dessen Namen nichts bekannt ist. Sie wurde von den Bauern mit einem Leiterwagen aus Münster geholt. Die feierliche Einsegnung erfolgte in den 1850 er Jahren.

Die verkaufte Schützenkette war anläßlich Siebenhundertjahrfeier der Stadt Borken im Jahre 1926 noch einmal im Ausstellungsraum Nr. 1 zu sehen. Auf dem Glaskasten lag ein Schildchen mit folgender Inhaltsangabe: "Schützenkette eines Schützenvereines aus dem Amte Rhede, Geschenk des Fürstbischofs Bernhard von Galen aus der Zeit 1650 bis 1678. Sehr wertvolles Stück mit Anhänger uns Armbrust." Im Laufe der Jahre wurden in Borken und Münster umfangreiche Ermittlungen angestellt, um den Verbleib der Königskette zu erfahren. Leider war alles vergeblich.

Im Jahre 1863 feierte der neu gegründete Schützenverein zum erstemal im Renzelhook für sich allein. Der Anlaß war, daß ein Grundbesitzer eine Wiese als künftige Schützenwiese frei zur Verfügung stellte und dazu auch noch jedes Jahr den Vogel sowie die Vogelstange frei liefern wollte.

Fünfzig Jahre später im Jahre 1913 feierte der Enckhook zum erstenmal für sich allein. Nun bestanden in der Gemeinde 3 Schützenvereine. Crommert - Ächterhook, Renzelhook und Enckhook.

Im Jahre 1921 wurde vom Schützenverein Renzelhook erstmalig in der Chronik der Verlauf des jährlichen Schützenfestes aufgeschrieben. Gleichzeitig wurde die Satzung festgelegt und mit 25 namentlich genannten Mitgliedern schriftlich festgehalten. Im Jahre 1935 wurden einige wesentliche Änderungen in der Satzung vorgenommen. Satzung des Renzelhook von 1921

Auf Veranlassung des Kreisschützenführers aus Bocholt fand im April 1939 im Lokal Stenert/ Sieverding eine Versammlung statt in der alle drei Vereine zusammengerufen wurden. Es sollte ein Zusammenschluß aller drei Vereine erfolgen, der auch schließlich, wenn auch nicht zur Zufriedenheit aller, durchgeführt wurde. Es bestand ein Schützenverein in drei Kompanien. Das Vogelschießen wurde gemeinsam durchgeführt, wobei das eigentliche Schützenfest im selben Rahmen in den einzelnen Hooken gefeiert wurde. Am 22. Mai wurde dann mit allen drei Vereinen zusammen auf einen Vogel geschossen. Jeder Hook wollte natürlich den König mit nach Hause nehmen. Mit dem 230 Schuss gelang es dann dem Renzelhooker Schützen Josef Verdirk die Lorbeeren für seinen Verein zu holen. Die anderen Vereine mussten sich dann mit einem Vizekönig begnügen. Nach dieser Entscheidung zogen dann die einzelnen Vereine in ihre Höoke um dort Ihr Schützenfest zu feiern.

Von 1940 bis einschl.  1946 wurde kein Schützenfest gefeiert. Nach 5 harten Kriegsjahren und beinahe 2 Jahre nach Kriegsende, kam vor allen Dingen bei der Jugend der Gedanke wieder auf ein Schützenfest, wenn auch in einem kleineren Rahmen zu feiern. Durch die Besatzungstruppen nach dem verlorenen Krieg, wurde ein Vogelschießen nicht gestattet. Sämtliche Feuerwaffen waren beschlagnahmt. Da nun viele der Vereinsmitglieder gefallen und andere in Kriegsgefangenschaft waren, wurde nur eine kleine Maifeier beschlossen. Mit einer selbst gefertigten Armbrust wurde dann der Vogel von einer 5 Meter hohen Stange geholt. Bernhard Schulze - Renzel war dann der erste König nach dem Krieg. Alkoholische Getränke gab es noch keine. Es mußte daher zur Selbsthilfe geschritten werden. Not macht erfinderisch. Man sah vor dem Fest hier und da aus Kellerläden und versteckten Nischen kleine Kamine rauchen. So hatten die meisten Mitglieder einen "gebrannt". Abends beim Dämmerlicht kamen dann die kleinen Pullen zum Vorschein und die Stimmung blieb dann nicht aus.

Im Jahre 1949 nach der Währungsreform gab es wieder fast alle Getränke wie zu guter alter Zeit. Bedingt durch die Währungsreform waren aber diese Getränke sehr teuer. So kostete das Glas Bier 0,35 DM, der Schnaps 0,40 DM und ein Likör 0,80 DM.

Ab 1950 wurde wieder mit der Feuerwaffe auf den Vogel geschossen. Nach langem Drängen des derzeitigen Vorsitzenden Johann Wevering wurde im Jahre 1953 beschlossen eine Vereinsfahne anzuschaffen. Die Mittel sollten durch ein Preisschießen zusammen kommen. Die Preise sollten von den Mitgliedern gestiftet werden. Der 1. Preis war dann ein fettes Schwein. Bedingt durch die tollen Preise war die Teilnahme an dem Schießen sehr rege. Geschossen wurde in den Wirtschaften Stenert und Elbers Krechting. So konnte dann die Anschaffung in die Wege geleitet werden. Bei einer Bonner Firma wurde die Fahne in Auftrag gegeben. Als Schutzpatron wurde der heilige St. Georg hoch zu Roß in unsere Fahne eingestickt. Der 1.Mai 1953 war der große Tag an dem die schöne Fahne geweiht wurde. Von dem Tage an wurden wir eine St. Georgius Schützenbruderschaft. Es wurden 11 auswärtige Vereine geladen. Die kirchliche Weihe fand am 3.5.1953 statt. Diese wurde von Herrn Pfarrer Große - Schanze in der alten Krechtinger Kapelle vorgenommen.

Das Jahr 1963 war dann auch von besonderer Bedeutung. Es wurde das 100 jährige Jubelfest gefeiert. Geladen wurden die beiden Nachbarvereine sowie größere Abordnungen der Vereine aus dem Amtsbezirk Rhede und der St. Hubertus Schützenverein Rhedebrügge.

Seit 1972 ist es fester Bestandteil des Vereines, daß das jährliche Schützenfest bei unserem Schützenbruder Johann Overkämping in einer großen Scheune gefeiert wird.

Im Jahre 1988 wurde unser 125 jähriges Jubiläum in der um 250 qm vergrößerten Scheune gefeiert. Es wurden alle noch lebenden Königspaare eingeladen. Es konnten 34 Paare gezählt werden. Bei dem Kaiserschießen konnte Willi Lökes sich nach einer Stunde mit hartem Kaliber als Kaiserkönig behaupten. Als Mitregentin wählte er sich seine Königin Maria Bauhaus.

Im Jahre 1996 wurde das Jubiläum des Bocholt - Borkener Volksblattes gefeiert. Hierzu wurden 47 Vereine aus der Umgebung eingeladen. Höhepunkt dieses Festes war das Westmünsterland Kaiserschießen. Nach 350 Schuß, der Renzelhooker Schützenbruder und amtierende König Ludwig Ebbers war Kaiser des Westmünsterlandes (siehe Zeitungsausschnitt)".
Ludwig Ebbers, der an diesem Tag auch noch seinen 42 Geburtstag feierte, machte seine Renzelhooker Königin Angela Teklote zur Kaiserin. 2400 Schützen und Musiker, sowie unzählige Besucher, zogen durch Bocholt um Ihm am historischen Rathaus ihre Aufwartung zu machen. Dieses Fest hatte insofern noch eine Auswirkung, als das die Rheder Vereine im darauffolgenden Frühjahr beschlossen, noch ein spezielles Kaiserfest zu feiern. Hierbei hatte der Renzelhook das Komando über alle 11 Rheder Schützenvereine. 

vWir hoffen alle, daß alle wie bisher die alten Traditionen pflegen und noch so manches schöne Schützenfest feiern können. Mögen die nachfolgenden Generationen das treu bewahren, was unsere Vorfahren uns überliefert haben.